Man hört den Schnee fallen in den vierzehn Kurzgeschichten von „Winterschwimmer“, dem neuen Buch von Alexander Osang. Leise, fast unbemerkt und fast immer mit einer stillen, wunderschönen und allseits präsenten Melancholie taumeln die Protagnisten durch ihren Alltag auf der Suche nach ein wenig Wärme, nach einer Wahrheit, nach einer Erfüllung. Sie sind nicht allein, aber einsam und sie sind voller Sehnsucht nach einem Leben, das lange her oder noch nie dagewesen ist.
Das, was einen „Osang“ immer wieder besonders macht, kommt auch in seinem neuen Werk nicht zu kurz: Geschichten, in denen immer wieder Reminiszenzen an Osangs vermeintliche Lieblinssongs zu finden sind. In „Lennon ist tot“ konnte man immer wieder Playlisten von Mixtapes nachlesen. Als ich darin Michelle Shocked mit „Anchorage“ widerfand, war mir klar, dass Alexander Osang ein Mann ist, mit dem man gern einen Abend verbringen würde, um sich seine Lieblingsplatten gegenseitig vorzustellen. Im neuen Buch gibt es eine wunderbare Anspielung auf einen meiner Lieblingssongs schlechthin: Tanita Tikarams „Twist in my sobriety“ findet in einer Geschichte Platz, in der zwei Ehepaare an einem Weihnachstabend ein weiteres Paar besuchen. Die Besucher kommen aus Tradition – aus einer Tradition heraus, die tragische Ursachen hat und die einen darüber nachdenken lassen, wozu Traditionen überhaupt gut sind.
Herr Osang, mit Ihnen würde ich wirklich nur zu gern einen Abend mit guter Musik und noch mehr solch guter Geschichten verbringen…