SOMMERENDE

Ich dachte wirklich,
das alles bleibt für immer:
Ein leichter Wind
zieht um die Häuser
im Hinterhof,
jemand spielt Klavier
bei offenem Fenster,
der Sommer geht zu Ende hier.

Die Vögel ziehen nach Süden,
es riecht nach Kamillenblüten
und die Sonne wirft etwas müde
ihr Schatten auf die Wege.

Und weiter unten singt ein Kind
ein Lied, das ich von früher kenn‘.
Leise summt die Nachbarin
und lächelt verlegen, als wir uns kurz sehen.

Ich deck‘ den Küchentisch
und der Fernseher flimmert.
Das Abendlicht strahlt golden
in mein Mansardenzimmer
und in der Mitte liegt dort,
wo er so lang schon liegt,
der Brief, den ich dir
im Frühling schrieb.

Und jetzt ist es September –
er liegt dort noch immer.
Ich bau‘ ein Fluagzeug daraus:
Gute Reise, mein Freund, komm gut nach Haus!

Jetzt fliegen sie einfach davon:
die Worte, die uns zwei gehören.
Kein wir, kein uns, kein ich
und du wirst dich nicht
daran stören,
aber du und ich,
du und ich, du und ich,
wir haben’s uns doch geschworen.

Der Wind hat sich gelegt
alles ist friedlich hier.
Nebenan auf dem Balkon
landet ein Flieger aus Papier.

Ich bin hier
und bleibe hier für immer.
Die Luft ist klar –
vorbei ist dieser Sommer.

SOMMER
ENDE

Text & Musik: Andreas Ruhland